Realisierungswettbewerb „Sekundarschule in Wetter“
ENTWURFSANSATZ
Der Entwurf wurde aus dem Ansatz entwickelt, das gewünschte Raumprogramm und die erforderliche Schulhoffläche auf dem vorhandenen Grundstück umzusetzen, um eine optimale Funktionalität und Wirtschaftlichkeit zu erreichen.
Das Einbeziehen der „Entenwiese“ als erweiterter Außenraum wird aus mehreren Gründen – erschwerte Pausenaufsicht, notwendige Eingriffe in die Verkehrsführung, zusätzliche Kosten für die Umgestaltung und erhöhte Unterhaltskosten – nur als Notlösung gesehen.
Eine Analyse des Grundstücks ergab Flächen- und Raumpotentiale in der Ostecke, da hier eine ungenutzte Böschung vorhanden ist. Eine Bebauung dieses Bereiches ergibt zudem mehrere Chancen:
- der formal „freundlichere“ Altbau kann freigehalten, gleichzeitig der 60er-Jahre Anbau in seiner Wuchtigkeit zurückgedrängt werden,
- die Ostecke bietet einen hervorragenden Ausblick auf den Harkortsee, vor allem von einem erhöhten Standpunkt aus,
- eine Ablösung des Mensa- und Forumbereiches bietet die Möglichkeit, diesen Bereich für Veranstaltungen vermieten zu können, wodurch Einnahmen generiert und die Attraktivität für einen Mensabetreiber steigt – und so die Qualität des Essens,
- die Nutzung der Böschung durch einen hofseitig angebundenen eingeschossigen Bau legt das Anbieten der Dachflächen als Aufenthaltsbereiche nahe. So können die notwendigen Pausenflächen angeboten werden und der Schulbetrieb auf das Grundstück begrenzt bleiben.
FUNKTIONALITÄT
Das geforderte Raumprogramm gliedert sich in zwei Bereiche. Mensa und Forum mit den angegliederten Nebenräumen können – aus Gründen einer weiteren Vermarktung sollen sie sogar – räumlich getrennt vom Schulbetrieb sein. Das Selbstlernzentrum und der Lehrerarbeitsbereich dagegen sind möglichst in den Schulbetrieb zu integrieren, hier müssen die Wege kurz sein.
Aus dieser räumlichen Zuordnung ist es sinnfällig, den Anbau aufzustocken.
Auch die weitere Vorgabe, den Bestand vollständig, inkl. Mansardgeschoß des Altbaus, durch einen Aufzug zu erschließen, lässt sich so leicht lösen. Der rückwärtige Standort für den Aufzug erlaubt das Anbinden des zentralen Treppenhauses über alle Etagen, zudem ist er barrierefrei von außen erreichbar und hier am gefälligsten gestalterisch einzubinden.
STATIK UND BAUABLAUF
Die Aufstockung ist als selbsttragende Holzkonstruktion in Modulbauweise konzipiert, die sich auf die tragenden Außen- und Trennwände ablastet. Durch den Leichtbau wird die Auflast minimiert. Die einzelnen Module werden durch Autokräne auf das Dach gehoben. Durch die Vorfertigung in der Werkstatt kann neben einer besseren Qualität eine sehr kurze Bauzeit erreicht werden. In den Sommerferien lässt sich die Aufstockung weitgehend fertig stellen.
ENERGETISCHES KONZEPT/ NACHHALTIGKEIT
Der energetische Standard ist am Passivhaus orientiert, ein mittlerer U-Wert um 0,12W/m²K, 3-fach-Wärme-schutzverglasung mit optimiertem Randverbund und eine mechanische Be- und Entlüftung mit einer Wärmerückgewinnung von ca. 80% sind Stand der Technik. Die Lüftungsanlage ist in einem Schulbau zudem unumgänglich, um eine angemessene Luftqualität gewährleisten zu können.
Die Aufstockung übernimmt „nebenher“ die Dämmung des Daches, an die für die Aufstockung notwendige Lüftungsanlage werden die bestehenden Abluftkanäle des Anbaus angeschlossen. So wird die Wärme der Abluft über den Wärmetauscher zurück gewonnen. Um gleichmäßige Volumenströme für Zu- und Abluft zu erhalten, wird der überzählige Zuluftstrom über die Verbindung zum Altbau in das dortige Treppenhaus geleitet. Auf diesem Wege wird die Luftqualität, die im Altbau durch den Fenstertausch gemindert wurde, signifikant verbessert.
Da der Bestand über eine relativ neue Heizanlage und über energetisch verbesserte Fenster verfügt, ist anzunehmen, dass die Heizung die Aufstockung problemlos mitversorgen kann. Somit können die Investitionen gering gehalten werden.
Als kurzfristige Option wird vorgeschlagen, die Mensa mit einer Gasbrennwerttherme zu versorgen. Mittelfristig ist der Pausenhof zu erneuern. In diesem Zuge sollte eine regenerative zentrale Wärmeversorgung umgesetzt werden, da dann die Lebenszeit des Bestandkessels erreicht sein wird. In diesem Zuge sollte eine thermische Solaranlage auf dem Küchenbau umgesetzt werden, um den dortigen Warmwasserbedarf bestmöglich regenerativ zu decken. Die Solaranlage kann als Sonnensegel auf der Terrasse eingebunden werden, die notwendigen Räumlichkeiten zum Aufstellen der Speicher und der Technik sind berücksichtigt.
Die Lüftungsanlage im Mensabereich ist zudem energetisch optimiert durch die Nutzung des Hohlraums unter der Mensa zur Vorkonditionierung der Zuluft (Vorwärmen im Winter, leichtes Abkühlen im Sommer).
Eine Nachtauskühlung durch Querlüftung über hochgelegene Öffnungsflügel ist vorgesehen, diese sind durch vorgesetzte Elemente mit Füllungen aus Rippenstreckmetall gegen Einbruch und Tiere gesichert.
Eine weitere Einzelmaßnahme zum vermeiden einer sommerlichen Überhitzung ist die konsequente Massiv-bauweise. Zugunsten der Speicherfähigkeit wird ein abgeschliffener Verbundestrich vorgeschlagen.
Ein außen liegender Sonnenschutz mit Lichtlenklamellen reduziert die unerwünschte Einstrahlung und optimiert die Tageslichtversorgung.
NACHHALTIGKEIT
Neben dem abgestimmten energetischen Konzept, werden vorrangig besonders robuste und langlebige Materialien (Klinkermauerwerk innen und außen) oder solche aus nachwachsenden Rohstoffen (Holz- und Zellulosedämmung) vorgesehen. Lediglich bei der Dach- und der Kerndämmung werden aus baukonstruktiven Gründen mangels besserer Alternativen Polyurethan bzw. Steinwolle vorgeschlagen.
Standort: Wetter (Ruhr)
Auslober:
Stadt Wetter
Entwurf:
HAUSS.ROHDE architekten
Platzierung:
2. Rundgang
Freiraumplanung:
Prof. Bott, Stuttgart
Nutzfläche: ca. 1.000
BGF: ca. 1.500
BRI: 6.500