Realisierungswettbewerb Modellprojekt „Integriertes Wohnen“ Kempten
Modellprojekt
Mischung von Eigentum und Miete auf einem altstadtnahen Flußgrundstück
Der Schwerpunkt des Projektes lag auf einem differenzierten Sozialkonzept, das auch Grundlage für den architektonischen Entwurf war: Begleitende Sozialforschung, Mitwirkung von Bewohnern in der Planung, Versuch von Zusammenspiel professioneller sozialer Einrichtungen, halbprofessionellen Diensten und allgemeinen, teilweise von den Bewohnern organisierten Gemeinschaftseinrichtungen.
Projektbeschreibung
1994 wurde das Modellprojekt ‚Integriertes Wohnen’ in Kempten, einer Stadt im Allgäu mit circa 60.000 Einwohnern, fertig gestellt. Am Rande der Altstadt, direkt am Ufer der Iller gelegen, zeichnet sich die Wohnanlage insbesondere durch ein differenziert abgestimmtes Sozialkonzept aus. Ziel des Modellprojektes war es, für unterschiedliche Gruppen, die auf dem freien Wohnungsmarkt nur schwer eine passende Wohnung finden, ein gemeinschaftliches Wohnumfeld in verantwortungsvoller Nachbarschaft zu stimulieren. Das Projekt wurde initiiert, da es auf dem lokalen Wohnungsmarkt einen hohen Bedarf an Wohnungen für Personen mit besonderen Wohnbedürfnissen, wie Ältere, Behinderte, Studenten, Ausländer, Aussiedler, Alleinerziehende und kinderreiche Familien gab. In einer Mischung aus Miete und Eigentum sollten die verschiedenen Bewohnergruppen in eine Wohnanlage integriert werden und sich gegenseitig unterstützen. Darüber hinaus sollten von diesem Wohnbauprojekt auch positive Impulse für das sanierungsbedürftige Stadtviertel ‚Untere Burghalde’, einem abgewirtschafteten Wohn- und Gewerbeviertel mit hohem Ausländeranteil, ausgehen.
Die linear gestreckte Anlage, eine Hauszeile von mehr als 120 Metern, folgt dem Lauf der Iller und gliedert sich in drei Längs- und drei Quergebäude. Hohe Durchgänge zwischen den Gebäudeabschnitten ermöglichen Blickbezüge aus den Quartiersstraßen in die Flussauen. Die Wohnanlage umfasst 65 Wohnungen für unterschiedlichste Haushaltsformen sowie zahlreiche, teilweise der Öffentlichkeit zugängliche Gemeinschaftseinrichtungen. Im nördlichen Gebäudeabschnitt befinden sich im Erdgeschoss eine Quartiersgarage und darüber eine Tagespflegestation mit 18 Plätzen für an Demenz erkrankte Senioren. Daneben ergänzen ein Café und ein Betreuungsverein die sozialen Einrichtungen des Quartiers. Den Bewohnern stehen innerhalb der Wohnanlage des Weiteren das Büro der Bewohnervertretung, eine Gästewohnung, Wasch- und Trockenräume, ein Kinderspielplatz, gemeinschaftliche Dachterrassen und Gartenbereiche zur Verfügung.
Das Wohnungsangebot reicht von 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen mit 36 bis 111 m² Wohnfläche. Ein einheitliches Konstruktions- und Zonierungsraster ermöglicht spätere Wohnungsanpassungen. Ursprünglich waren 32 Wohnungen als Eigentumswohnungen konzipiert, von denen aber nur elf verkauft werden konnten. 29 der Mietwohnungen sind Sozialwohnungen nach dem ersten Förderweg. Außerdem gibt es vier Gemeinschaftswohnungen für Studenten mit insgesamt 22 Plätzen, sowie eine betreute therapeutische Wohngemeinschaft für sechs schwerstbehinderte junge Erwachsene. Die Wohnungen werden über Laubengänge und drei Aufzüge erschlossen. Fast alle Wohnungen haben als individuellen Freibereich einen Balkon, die Wohnungen im Erdgeschoss sind mit Terrassen ausgestattet.
Quelle www.experimenteller-wohnungsbau.bayern.de/pdf/bfw-brosch.pdf
Standort: Kempten
Bauherr:
Sozialbau Kempten
Leistungsphasen: Michael Rohde, freie Mitarbeit, Lph. 5
Platzierung:
1. Preis
Planung:
Gruppe 4plus
Realisierung: 1991-1994
Anerkennung: Deutscher Städtebaupreis 1994
Fertigstellung: 1994
Nutzfläche: 65 Wohnungen, Mischung von Sozial-, Eigentums- und Studentenwohnungen, 29 Sozialwohnungen Geschosswohnungen und Maisonetten, ca. 4000
Bruttobausumme: 10,0 Mio. €
Fotos:
Gruppe 4plus