Energetische und denkmalgerechte Sanierung eines Fachwerkhauses
Die Sanierung wurde in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege erar- beitet. Ziel der Sanierung war, das denkmalgeschützte Fachwerkhaus angemessen zu sanieren und einen zeitgemäßen Wohnkomfort zu errei- chen. Auch die Energiebilanz war zu optimieren. Da das Gebäude durch das Erhöhen des Straßenniveaus seinen Sockel verloren hatte und somit das Erscheinungsbild stark beeinträchtigt war, wurde das gesamte Gebäude angehoben.
Änderungen im Bestand wurden so sensibel ausgeführt, dass sie sich in das Gesamterscheinungsbild einfügen. Dies betrifft beispielsweise die vergrößerten Fenster im Ostgiebel, die zusätzliche Gaupe, die Dach- flächenfenster und die Haustüre.
Durch Anheben des Straßenniveaus über Schwellenniveau und durch Jahrzehnte langen Leerstand bedingt wies das denkmalgeschützte Fach- werkhaus aus der 1. Hälfte des 18. Jhs. extreme Bauschäden auf. Nahe- zu die gesamte Schwelle war vermodert, die unteren Gefache in großer Anzahl abgängig. Hinzukamen diverse Schäden im Dachbereich, im West- giebel und am Drempel durch eindringendes Wasser.
Zudem wirkte eine in den 1950er Jahren ausgewechselte und massiv ausgeführte Wand als Widerlager, von dem aus das Gebäude regelrecht wegbrach. Das gesamte Gebäude neigte sich immer stärker zur Hofseite, bedingt durch das Wegfaulen der Schwelle und der unteren Gefache. Das Fachwerkhaus war bei Planungsbeginn einsturzgefährdet und unbe- wohnbar.
Vor der eigentlichen Sanierung wurde das gesamte Gebäude inklusive der verbliebenen Gefache um ca. 75cm angehoben. Hierbei wurde es soweit wie möglich ausgerichtet, um die Deformierungen bei der Setzung best- möglich wieder rückgängig zu machen. Anschließend wurde die Fachwerk- konstruktion aufwändig in traditioneller handwerklicher Arbeit saniert.
Bei der Sanierung wurden weitgehend tradierte Baumaterialien eingesetzt:
Lehm und Schilfrohr. Die diffusionsoffene Innendämmung erfolgte aus einer doppelten Schale aus Schilfrohrmatten. Darauf wurde in Lehmputz eingebettet eine vollflächige Wandflächenheizung aufgebracht. Hierdurch lassen sich einerseits die Vorlauftemperatur senken, und die Tauwasser- problematik bei einer Innendämmung beherrschen.
Mit zeitgemäßen Materialien wurden weitere Dämmmaßnahmen ausge- führt. Mit Zellulosedämmung wurden die Dachschrägen und der Spitzboden gedämmt. Der Fußboden wurde zwischen den alten Fundamenten und den darüber gesetzten neuen Sockel mit einer ca. 75cm starken Schicht aus Glasschaumschotter gefüllt. Dieses inerte und recycelte Material ist hier optimal, da es sowohl die Wärmedämmung als auch die kapillarbrechende Schicht bildet, sich verdichten lässt und tragfähig ist. Zudem lässt es sich als Schüttgut relativ einfach in ein Gebäude einbringen.
Standort: Neustadt
Bauherr:
privat
Entwurf:
Hauss Architekten
Projektleitung:
Hauss Architekten
Bauleitung:
Hauss Architekten
Leistungsphasen: 1-8
Realisierung: 2009-2010
Fertigstellung: 2010
Nutzfläche: inkl. Spitzboden ca. 180
BRI: ca. 700
Energetischer Standard:
Neubaustandard nach EnEV 2007
Energieberatung:
Hauss Architekten
Fotos:
Christian Hauss, Uwe Welz